Nutzungskonzept

In Vorbereitung auf die Sanierung hat der Förderverein ein Nutzungskonzept erstellt. Basierend auf den Ideen, die die Gründungsversammlung zusammengetragen hatte, wurden unter Leitung unserer Arbeitsgruppe Bau die entsprechenden baulichen Aspekte entwickelt. Am 15. Dezember 2022 wurde das Nutzungskonzept auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung beraten und einstimmig beschlossen.

Download Nutzungskonzept Marienkirche Mölbis

Sanierungsbedarf Stand 2020

Ausgangslage

Im Jahr 2017 wurde festgestellt, dass der Glockenturm der Mölbiser Kirche in eine leichte Schieflage geraten war. Er wurde als sanierungsbedürftig eingestuft. Man vermutete Holzschäden, denn das Kirchendach wurde beim Luftangriff am 5. März 1945 beschädigt und das Gebäude war danach aufgrund fehlender Dachdeckung fünf Jahre ungeschützt der Witterung ausgesetzt.

(siehe hierzu auch Kapitel Geschichte)

Für eine detaillierte Schadensaufnahme und das Aufzeigen von Instandsetzungsbedarf und Sanierungsmöglichkeiten wurde der Holzschutzsachverständige Jan Körner aus Frohburg mit der Erstellung eines Gutachtens beauftragt.

 

Ergebnis der Begutachtung im August / September 2017

Der Gutachter stellte fest, dass es in den vergangenen Jahrzehnten im Bereich der Dachfußpunkte zu massiven Substanzverlusten durch Nassfäule gekommen ist. Nachdem die Dachdeckung 1950 repariert worden war, trocknete das Holz ab und das Pilzwachstum ging in den meisten Bereichen fast gänzlich zurück. Jedoch siedelten sich in dem vom Pilz befallenen Holz Insekten an, deren zum Teil bis heute anhaltende Aktivität zu weiteren Holzschädigungen geführt hat. Außerdem sind Dach und Kirchenraum mit Holzschutzmitteln belastet, deren Wirkstoffe als vermutlich krebserzeugend und reproduktionstoxisch eingestuft sind. Zur Vermeidung weiterer Gesundheitsgefährdung wurde die Kirche im Dezember 2017 für die Öffentlichkeit gesperrt.

(siehe hierzu auch LVZ-Presseartikel)

Schäden durch Nassfäule

An der Dachkonstruktion sind vor allem Schäden durch Weißfäule sichtbar. Befallen sind Deckenbalkenauflager und Dachfußpunkte. Die Schäden haben zu erheblichen Querschnittsverlusten von 50–70 % geführt. Die Tragfähigkeit der Dachkonstruktion muss demzufolge infrage gestellt werden. Insbesondere unter der Auflast des Turms kam es teilweise bereits zum Versagen von Bauteilen. Die Schäden reichen bis weit in die Deckenbalkenlage, dort vor allem verdeckt als Innenfäule: Augenscheinlich intakte Deckenbalken sind innen regelrecht hohl.

Im Kirchenschiff sind Nassfäuleschäden am Treppenlauf zu den vorderen Emporen erkennbar. Darüber hinaus gibt es Anzeichen für Nassfäule an der verdeckten Tragkonstruktion der Emporen.

Schäden durch holzzerstörende Insekten

Im Dachgeschoss und an den Emporen finden sich, teilweise flächendeckend, 3–4 mm große runde Löcher. Es handelt sich hier um Schlupflöcher des Gescheckten Nagekäfers, dessen Larven in ihrer Entwicklung fäulegeschädigtes Holz brauchen. Der Holzfraß führt zu weiterer Querschnittschwächung, selbst wenn der Pilz aufgrund geringer Holzfeuchte nicht mehr weiterwachsen kann. Ältere Larven wandern auch in gesunde Bereiche ein. So sind Schlupflöcher des Gescheckten Nagekäfers in Dielenholz erkennbar, das in den 1960-er Jahren eingebaut wurde. Das lässt einen Fäuleschaden an der verdeckten Tragkonstruktion der Emporen vermuten. Der Gutachter fand auch helle Schlupflöcher und Bohrmehlauswurf – das deutet auf anhaltende Befallsaktivität hin. Zahllose Schlupflöcher des Gewöhnlichen Nagekäfers (Durchmesser 1–2 mm) an den Balustern der Emporenbrüstungen lassen einen erheblichen Substanzverlust vermuten. An einigen Stellen ist die poröse Holzsubstanz bereits ausgebrochen.

Kontamination durch Holzschutzmittel

Darüber hinaus fand der Gutachter Hinweise auf eine Kontamination durch früher gebräuchliche insektizide und fungizide Holzschutzmittel. Heute werden diese Wirkstoffe den KMR-Stoffen zugeordnet (krebserzeugend, mutagen, reproduktionstoxisch). Diese Schadstoffe liegen noch Jahrzehnte nach der Anwendung an Staubpartikel gebunden vor. Sie werden vom Menschen durch Einatmen, Verschlucken und über die Haut aufgenommen und reichern sich im Fettgewebe an. Der Verdacht wurde untersucht und hat sich durch Laboranalyse von Materialproben bestätigt.

Sonstige Befunde

Verformungen aufgrund der Fäuleschäden haben zu einer übermäßigen Belastung des auskragenden Gesimsmauerwerks geführt. Infolgedessen klafft auf der Nordseite die Schmiegefläche zwischen Sparrenoberkante und Aufschiebling bis zu 5 cm weit auf und es kam zu Lastbrüchen an Mauerziegeln, das Gesims ist über weite Strecken vom Mauerkörper abgerissen und nach außen verkippt. Außerdem führten die Verformungen zur Bildung von Fugen, der Kraftübertrag ist vermindert.

Geplantes weiteres Vorgehen

Der Gutachter umreißt die Grundsätze der Sanierungsplanung, gibt Hinweise und Empfehlungen zur Instandsetzung und unterbreitet konkrete Vorschläge: An den Deckenbalken werden Rückschnitte bis weit in das Kirchenschiff notwendig. An der Dachkonstruktion müssen vorwiegend die Fußpunkte saniert werden. Die umfangreiche und dringend notwendige Instandsetzung der Kirche wird durch die Schadstoffbelastung der gesamten Kirche erschwert.

Ergänzende Feststellungen nach weiterer Erkundung des Schadensumfangs bei den Emporenkonstruktionen im Juni/Juli 2020

Ergebnisse der Untersuchung zur Tragkonstruktion der Emporen

Auffällig sind die geringen Auflagerlängen der Deckenbalken in den Außenwänden von weniger als  10 cm. In den Außenwandauflagern von Deckenbalken liegen Altschäden durch Nassfäule mit Querschnittsverlusten bis zu 70 % vor. Die Befallsaktivität durch den Gescheckten Nagekäfer scheint nach der Behandlung mit dem insektiziden Holzschutzmittel in den 1960-er Jahren zum Erliegen gekommen zu sein. Die Balkenlage der Empore 2 ist durch Echten Hausschwamm befallen.

Hinweise zur Instandsetzung

Zu allgemeinen Hinweisen und bauteilbezogenen Instandsetzungsempfehlungen des Gutachters wird auf dessen Ausführungen verwiesen.

 

Bei Interesse können die Gutachten beim Förderverein eingesehen werden.